Vom Atlantik zum Mittelmeer – Pedalo-Radler auf Pyrenäen-Fahrt

(10.10.2016)Die beiden Radsportfreunde vom RSC Pedalo Weiterstadt, Claus Becker und Gerhard Schönhofer, durchquerten per Rennrad vom 28. August bis 3. September 2016 die Pyrenäen in West-Ost-Richtung. In sieben Tagesetappen wurden – ohne Unfall und Panne – 801 km zurückgelegt, das ganze gespickt mit 24 Pässen und insgesamt 20.100 Höhenmetern.

Das Vorhaben startete bereits am Abend des 26. August. Um 22:00 Uhr wurden in Freiburg die Räder in Kleinbusse verladen und die insgesamt 21 Teilnehmer über Nacht nach Biarritz gefahren. Am folgenden Sonntag (28.08.) ging es dann endlich los mit der eigentlichen Radtour. Leider begann der Tag begann etwas unfreundlich. Es regnete leicht und mit 145 km und 2850 Höhenmetern von Biarritz nach Montory stand den Teilnehmern die längste Etappe der Tour bevor. Nicht die besten Voraussetzungen für ein paar Stunden im Sattel eines Rennrades. Trotzdem gönnten sich die Fahrer für ein erstes Gruppenbild einen Abstecher an den Strand. Danach wurden auf gut 30 welligen Kilometern die ersten Pässe im baskischen Teil Frankreichs (Puerto d’ Otxondo, Puerto d’ Izpeguy, Col de Burdincurutcheta, Col de Bagargui) erklommen.

Am nächsten Morgen schauten alle Teilnehmer hoffnungsvoll aus dem Fenster. War das Wetter heute besser? Leider nein. Es regnete ordentlich! Trotzdem scheute sich keiner die 122 km und 2750 Höhenmeter von Montory nach Luz-Saint-Sauveur zu bewältigen. Nach dem Frühstück machten sich alle auf, um bereits zu Beginn des Tages den Col de Marie-Blanque auf einer Höhe von 1035 m hinter sich zu lassen. Harmlos wirkt der Pass zu Beginn, fordert jedoch mit einer Steigung von 12-13 % auf den letzten 4 km einiges von den Radfahrern ab. Auch die Abfahrt war in diesem Fall bei Regen und enormer Kälte keine reine Freude. Doch es dauerte nicht lange, da kamen die Fahrer wieder ordentlich ins Schwitzen. Nach einem kurzen Flachstück begann der Aufstieg zum Col d`Aubisque (1709 m), einem Tour-de-France-Klassiker. Bei einer Sicht von knapp 100 m wurde auf dem Plateau jedoch auf die obligatorische Sightseeing-Pause verzichtet und die Teilnehmer fuhren direkt weiter zum Col du Soulor (1474 m). Die dort hinführende Höhenstrasse bietet normalerweise einen wunderschönen und beeindruckenden Ausblick, der den Radlern jedoch durch den anhaltenden Regen und Nebel nicht vergönnt war.

Im Laufe des Nachmittags wurde es zum Glück langsam trockener und wärmer und am nächsten Morgen schien die Sonne in ihrer vollen Pracht. Sofort war die Stimmung besser und alle stiegen bester Laune auf ihr Rad. Vom Hotel aus waren lediglich die ersten 500 m eben. Dann ging es bereits in den 18 km langen Anstieg zum Col du Tourmalet (2115 m) mit 1415 Höhenmetern, was einer Durchschnittssteigung von etwa 8% entspricht. Auch an diesem Tag war es oben noch sehr frisch, so dass sich alle gleich in die schnelle Abfahrt mit Spitzengeschwindigkeiten von über 70 km/h stürzten.
Es folgten die Fahrt über den  Col d`Aspin (1489 m) und den Col de Peyresourde (1563 m) in den Etappenzielort. Auf der Abfahrt wollten die beiden Pedalos die von Chris Froome in diesem Jahr erstmals gezeigte aerodynamische Sitzposition ausprobieren, mussten aber sehr schnell einsehen, dass dies, jedenfalls bei nicht abgesperrter Strecke, ein aussichtsloser Versuch war …..

Auch der vierte Radtag bescherte den Athleten weitere vier Pässe bei herrlichem Sonnenschein. Kurz nach dem Start begann gleich der Anstieg zum Col du Portillon (1320 m), nette 820 Höhenmeter auf 10 km. Da wurde allen schon zu Beginn des Tages richtig warm! Nach einem kurzen Abstecher nach Spanien fuhren die Teilnehmer dann über die Pässe Col de Menté (1349 m), Col de Port d`Aspet (1069 m) und der Col de la Core (1395 m). Zum Abschluss des Tages lieferten sich die Fahrer auf den letzten 25 km der Passabfahrt noch ein kleines Rennen bergab ins Hotel. Ganz so schnell ging es zu Beginn des fünften Tages nicht voran. Die Teilnehmer mussten nämlich die ersten 25 km auf derselben Strecke wie am Vortag zurückfahren. Dafür konnten sie wenigstens beim bergauf fahren die schöne Landschaft entlang des kleinen Flusses bewundern.
Der restliche Tag barg moderate Anstiege zum Col de Latrape (1110 m), Col d’Agnès (1580 m) und Port de Lers (1517 m) und wunderschöne landschaftliche Eindrücke.

Kaum auf dem Rad gesessen, ging es am sechsten Tag schon wieder den Berg hoch auf den Port de Pailhères (2001 m). Zwar ist die Auffahrt zu diesem Pass nicht besonders spektakulär, die Abfahrt jedoch erweist sich mit ihren etwa 20 engen Spitzkehren geradezu als traumhaft für engagierte Rennradfahrer.
Nach dem Col de Garavel (1256 m) und dem Col de Jau (1506 m) rauschten die Fahrer dann 1000 Höhenmeter bergab zur Unterkunft des sechsten Tages, einem altehrwürdigen Kurhotel mit hervorragend gepflegter Parkanlage, wie „aus der Kaiserzeit“. (Die Radtruppe hat den Altersdurchschnitt der Hotelbewohner gewaltig nach unten gedrückt.)

Der  siebte und letzte Tag führte 100 km von Molitg-les-Bains nach St. Cyprien-Plage. Zum Abschluss eine etwas ruhigere Etappe; ein langer Pass Col de Palome`re (1036 m) und ein paar kleinere Hügel, das war‘s.
Die letzten 50 km gingen überwiegend leicht bergab und dabei wurden, wie es so ist, die letzten Reserven  auf’s Pedal gebracht. Mit Geschwindigkeiten zwischen 35 und 40 km/h wurde ein Treffpunkt etwa 10 km vor St.Cyprien-Plage angesteuert, wo sich die gesamte Truppe verabredet hatte, um von da ab gemeinsam in einer geschlossenen Gruppe das Mittelmeer anzusteuern. Am Strand gab es dann sogar einen kleinen Sektempfang und das obligatorische Bad im Mittelmeer.

Claus Becker und Gerhard Schönhofer sind sich sicher: Trotz der beiden Regentage am Anfang war diese Tour ein hochsportliches Erlebnis auf einer sehr schönen und landschaftlich beeindruckenden Strecke, das in lebendiger Erinnerung bleiben wird. Die beiden planen bereits ihre nächste Fahrt für 2017 durch Französischen Alpen vom Genfer See nach Nizza.

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