Ötztaler Radmarathon – Warum jeder Ötzi anders ist?!? Rennbericht von Marion Bünger

(05.10.2017 mb) Das muss ich auch erst noch lernen!
Hoch motiviert sind wir nach Sölden gefahren, zu sehr motiviert wie sich herausstellen sollte. 2 Tage vor dem Rennen haben wir uns noch den „Pro Ötztaler 5500“, das Profi Rennen, am Kühtai angesehen und davon geträumt ähnlich schnell wie die Profis das Kühtai hochzufliegen 🙂

Von Sölden zum Kühtai
Pünktlich um 6:45 Uhr sind wir ( 2 Pedalos Jens und ich ) am Sonntag, mit dem riesen Tross, einem Starterrekord von 4331 Teilnehmern in Sölden gestartet. In Rekordzeit von 38 Minuten, für die 30 Kilometer, habe ich Ötz passiert. Auch über die 18% Steigungshürde am Kühtai, bin ich für meine Verhältnisse buchstäblich hochgeflogen. 1:30h klasse, Temperatur war frisch aber nicht unangenehm. Kurze Pause von ca. 3-5 Minuten zum Wasser füllen ging es auf eine der schnellsten Abfahrten meines Lebens, siehe Bilder!  Keine Ahnung was mich geritten hat, geil war’s 😉 Ich habe Leute überholt, die eine viel größere Erdanziehung mitbringen, unbelievable!

Brenner – und es fängt an zu brennen
Nach nur 51 Minuten, Euphorie überflutet bis Innsbruck, dann kommt der Brenner. Das Ding ist nicht steil, es ist die perfekte Falle, unnötigerweise zu überdrehen und nicht zu regenerieren. Wenige Minuten, die du hier sparst sind ein Wimpernschlag  gegen die ca. 2.700 Höhenmeter, die noch kommen. Ich überlege kurz aus der Gruppe auszusteigen, tu es natürlich nicht. Ist klar, in 1:30h über den Brenner, die fuhren mir eine halbe bis ganze Kurbel zu ambitioniert. Nur eine weitere Frau ist auf meiner Höhe, ich registriere, sie versorgt sich während der Fahrt mit Gel. Ich mag das Zeug nicht, bin beim ersten auch ohne Gel durchgekommen. Auf die Idee einen Riegel zu essen kam ich nicht, hatte auch kein Hungergefühl. Die Temperatur wurde immer wärmer und ich legte meinen Fokus auf genügend Flüssigkeit. Auch für die Labe am Brenner wieder nur 5 Minuten gebraucht, Flaschen gefüllt, halbe Banane und ein Stück Apfel gefuttert.

Jaufenpass – wird nie mein Freund
Nach 40 Minuten Abfahrt merke ich am Jaufen aber mit zunehmender Höhe die Vorbelastung der vorangegangenen Kilometer, noch ist aber alles im einigermaßen grünen Bereich. Erst oben an der Vegetationsgrenze fängt es langsam an. Meine Motivation beginnt zu schwinden. Noch bin ich im Plan, 1:40h, 1:30h bin ich im Training gefahren,  ich rutsche mit der Hand vom Lenker, was ist jetzt?!? 1000m vor der Labe, kann sie schon sehen, muss ich vom Rad, Wahnsinns-Hammer! So leer gefahren habe ich mich noch nie, ich war die nächsten Minuten nicht in der Lage wieder aufs Rad zu steigen. Hätte laufen können, Hirn war anscheinend auch leer 😉 Endlich hochgerollt und sofort an die Cola Station, dachte ist viel zu früh, war erst für den Endspurt eingeplant. Zeit war futsch, gefühlt ist das halbe Starterfeld an mir vorbei 🙁 Jetzt kamen sie auch, die anderen Frauen, die sich mehr Zeit für die Versorgung genommen haben. Weitere wertvolle Minuten konnte ich nur zuschauen bis die ersten Kohlehydrate an der richtigen Stelle ankamen. Ein Glück kam kein Sammelfahrzeug, ich war kurz vor DNF! Nach der Labe die letzten zwei Kehren zum Gipfel schaffte ich erst nach weiteren 15 Minuten Verzögerung. Bei der Abfahrt wieder ganz die „Alte“ kann ich Plätze gutmachen und bin in 29 Minuten unten! Jens hatte zu diesem Zeitpunkt schon einen techn. Defekt und hat aus diesem Grund das Zeitfenster nicht gehalten.

Timmelsjoch – bitte 1x trocken bleiben
Knapp 32 Grad im Tal der heiße Wind zwingt mich wieder meine Weste und dünne Windjacke abzulegen und auf geht`s in die schönen Kurven am Timmels. Viele hassen den letzten Anstieg, hier beginnt bei mir der Zustand, der mir am Start leider völlig abgeht, die Ruhe und Vernunft! So kann ich noch einige Radler einsammeln. An der letzten großen Labe ist es wieder empfindlich frisch, Weste wieder drüber. Die vielen Getränke machen sich bemerkbar, ich suche ein WC und es gibt kein „Häuslein“, ich darf ( muss ) in die Gaststube, 2 Stockwerke nach unten mit den schweren Beinen und Klicks, AUA. Die Männer gehen an die Felswand, wie einfach. Der aufkommende kalte Wind und die dunkeln Wolken machen mir Sorgen! Bitte las mich 1x trocken hier drüber kommen! Der Gefallen wird mir nicht getan, noch vor den ersten Tunneln beginnt es zu regnen. Außer der dünnen Windjacke habe ich nix mehr, bei 32 Grad an den Tagen zuvor und unten im Tal war ich zu nachlässig und habe keine Kleider deponiert! In den letzten Kehren vor dem Gipfel gab es Blitz und Donner, der starke Wind löste sogar einige Steine die über unseren Köpfen auf die Straße purzelten. Davon haben die Ersten natürlich nix mitbekommen und berichteten vom besten Wetter überhaupt 🙁 Oben am Gipfel empfingen mich nur noch 4 Grad. Bei eisigen Gegenwind und Regen kämpfte ich mich durch die letzte Baustelle, die durch das viele Wasser einem kleinen See glich. Da verging auch mir das Lachen 🙁  Eine Bekannte aus der Alpecin Mannschaft hielt kurz an ihrem Teamfahrzeug und wurde in eine warme Jacke gepackt, heul die hätte ich jetzt auch genommen. Ich verlor weitere 7-10 Minuten bei der Abfahrt durch 2x Stopp zum Hände aufwärmen.

Nach einiger Zeit Abstand, sage ich mir, klar war ich 26 Minuten langsamer als beim meinem ersten Ötzi, doch ich habe es in 12:07 durchgezogen und bin 25 AK. Für eine „Flachländerin“ nicht schlecht, auf so einer Distanz kann viel passieren und der sonnigste Tag, zum übelsten Wetter umschlagen. Dann lieber vom Start weg kalt und alles dabei was man auf über 2500 Meter Höhe so an Kleidung braucht!

Alle guten Dinge sind 3, wäre doch gelacht, wenn ich nicht lernfähig bin 🙂  
Suche schon Sponsoren für den 3. Anlauf!

Menü